Der nächste Tag war wieder Fahrtag, dieses Mal 2. Klasse. Das bedeutet man bekommt kein Essen, keine Getränke, hat keine Toilette und man hält an jeder Gießkanne. 6,5 h Bus bis Chiang Mai. Halleluja. Das nächste mal wieder 1. Klasse.
Abends sind wir dann nur noch zum Nachtmarkt gegangen, haben da dann endlich was gegessen nach knapp 11 h. Ich war dann auch leicht schlecht gelaunt, aber die zwei Pausen unterwegs, die mit knapp 10 Minuten sehr sportlich waren für einmal zur Toilette und zurück, hatten nicht gereicht um Essen zu kaufen.
Nach dem doch recht kitschigen Markt und - für Thai Verhältnisse - sehr teurem Essen sind wir dann wieder ins Hotel. Dann gab es noch ein kurzes Bier und Plausch auf der Terrasse und das wars für den Tag.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück in unserem Hotel, was an ein Museum erinnert - ein uraltes Haus ganz aus Holz gebaut, wo jeder Schritt auf den alten glänzenden Holzdielen ein Knarzen auslöst - haben wir dann ein bisschen die Stadt angeschaut.
Auch hier stehen wieder Tempel ohne Ende und wir haben uns den größten Wat Chedi Luan angeschaut. Die Sonne brannte schon wieder so, dass wir innerhalb kurzer Zeit völlig durchgeschwitzt und schon wieder einen Liter Wasser inhaliert hatten. Wahnsinn!
Chiang Mai ist wirklich hübsch. Es erinnert ein bisschen vom Angebot der verrückten Sachen, die man hier machen kann, an Queenstown in Neuseeland. Rafting, Ziplining, Climbing, Trekking, Besuch von Elefantencamps, Kajak, Mountainbiking usw. usw. An jeder Ecke ist eine Agentur, die all diese Abenteuer verkauft. Es ist alles auch nicht ganz günstig, vor allem für thailändische Verhältnisse, aber immer noch günstiger als in NZ oder auch anderswo auf der Welt.
Andreas hatte dann auch noch schnell im Hotel arrangiert, dass wir noch zu den Elefanten fahren konnten. Ich hatte es verpennt, das Ganze vorher zu buchen, so dass eigentlich alles ausgebucht war. Aber für den nächsten Vormittag gab es noch freie Plätze....yippieh! Eigentlich sollten wir Sonntag einen Kochkurs machen, aber der musste dann den neuen Plänen weichen. Kochen kann man ja auch daheim ;-).
Aber erstmal stand eine Radtour auf dem Programm.
Wir sollten uns 4-5 Stunden den Süden von Chiang Mai anschauen.
Das haben wir dann auch getan! Gebucht haben wir die Tour bei Fokke einem Holländer, der mit seiner Frau in Chiang Mai lebt. Geführt hat uns dann Lisa, eine kleine Thailänderin, die ein bisschen von ihrer Art an Mem erinnerte. Es ging dann nach der Radauswahl auch direkt los. Mit uns noch drei weitere Deutsche und 2 Spanierinnen, von denen eine bereits seit 10 Jahren ins Asien lebt.
Als erstes haben wir uns einen Tempel angeschaut, dann ging es zu einem einheimischen Markt. Wir durften Früchte probieren, ein Curry mit sticky Reis, verschiedenen Kräuter und eine Banane ummantelt mit sticky Reis und in einem Bananenblatt gegart. Alles sehr sehr lecker.
Anschließend leitete Lisa uns dann zu einer Kolonie aus winzigen Häusern, die ein bisschen an eine Feriensiedlung erinnerte. Es war allerdings eine Lepra Kolonie. Lepra ist zwar auch in Thailand ausgestorben, aber die Aussätzigen von damals leben immer noch in diesem Dorf. Von den Familien verstoßen und aus Scham und Angst vor der Gesellschaft verbleiben die meisten der Bewohner in ihren kleinen Hütten, die für eine Person (wegen der Ansteckungsgefahr) damals gebaut wurden.
Ein sehr trauriges Kapitel... Wer kann sich schon vorstellen, sein ganzes Leben fernab von anderen Menschen bis zum Ende des Lebens in einer kleinen Hütte zu leben, wo wenig weiter das Leben tobt, man auch grundsätzlich daran teilhaben könnte, die Gesellschaft einen Aussätzigen aber nicht dabei haben möchte. Das ist schon wirklich obertraurig! Wir haben uns dann noch die alten - noch aus Holz gebauten und verlassenen - Lepra Hütten angeschaut, und man konnte ihn irgendwie spüren, den Geist von damals. Gruselig...
Wir haben als nächstes Halt gemacht an einem Reisfeld, wo Lisa uns dann die Reifegrade von Reis erklärte. Kannten wir aber schon alles, schließlich waren wir ja schon mit Mem unterwegs gewesen.
Dann gab es einen Besuch bei Bauer Egon oder so. Auf jeden Fall bei einem Bauern. Der war auch da und wir Touris wuselten so um ihm herum. Es gab kampfhähn (die besten sind wohl sehr teuer und man wettet in Thailand gerne auf Hahnenkämpfe, so dass man sowohl mit dem Wetten als auch mit der Zucht von Kampfhähnen viel Geld verdienen kann.
Auf dem Bauernhof gab es noch Schweine, Gänse, Enten und Hühner; eigentlich ein ganz normaler Bauernhof nur eben draußen.
Es war allerdings alles sehr ärmlich angelegt auf dem Hof, der Bauer selbst hatte eine Blechhütte und der Hof war voller Matsch und stank bestialisch. Schon merkwürdig, wie die Leute dann so leben können, für uns auch irgendwie unvorstellbar.
In einer auch recht ärmlichen und sehr einfachen Garküche haben wir dann zu Mittag gegessen. Khao Soi, eine Currysuppe mit Nudeln und Hühnerfleisch und scharfen Papaya Salat. Sehr lecker... Irgendwie fragt man sich dann automatisch, ob der Magen das verträgt, aber es war auch am nächsten Tag noch alles gut.
Nach dem Essen hat Lisa und den örtlichen Krematoriumsplatz gezeigt und erklärt, dass in Thailand die Menschen verbrannt werden, nachdem sie noch 3-4 Tage daheim bei den Verwandten gelegen haben. Sie werden aber nicht wie bei uns in Krematorien verbrannt, sondern öffentlich auf dem extra angelegten Platz. Wenn die Leiche angezündet wird, müssen alle den Platz verlassen, dann brennt der Tote eine ganze Nacht und am nächsten Morgen können die Verwandten dann die Asche einsammeln um sie aufzubewahren oder in den Wind zu streuen, was auch immer sie damit tun wollen...bei uns nicht vorstellbar! Die Verbrennungen finden immer um Punkt 13 Uhr statt, daher gehen die abergläubischen Thais niemals um Punkt 13 Uhr aus dem Haus, denn das bringt Unglück.
Nach einer Beerdigung gibt es ja bekanntlich Kuchen, also haben wir als nächstes dann mal eine traditionelle Bäckerei für Gebäck besichtigt.
Hier backt man den ganzen Tag Donuts und Biskuit und zwar von Hand. Riesige Bleche mit riesigen Öfen und dann zwei kleine Thai Frauen, die Donuts in einer einfachen Maschine - ähnlich wie ein Waffeleisen- mit Teig füllen und auch von Hand wieder rauspulen. Der Biskuit wird in kleine Rechtecke geschnitten und nochmals geröstet bis er hart ist, dann kann man die harten Kekse in den Kaffee oder Tee dippen. Was eine Arbeit.... Lisa erklärte, dass viele der Menschen keinerlei Schulausbildung hätten und dass sie - um ihre Familien ernähren zu können - jeden Tag arbeiten müssen, ohne Pause und freie Zeit. Man wird ganz demütigt, wenn man vergleicht, wie man selbst so lebt und wie oft man sich beklagt.
Zum Schluss gab es dann noch ein paar Tempelruinen und wir sind zurückgeradelt.
Und weil die Stadtautobahn halt der kürzeste Weg über den Fluss war, sind wir halt ein Stück Stadtautobahn gefahren. "Be Carful" waren Lisas Worte... Ist ja alles gut gegangen;-).
Foke hat uns dann ein Sammeltaxi in die Stadt organisiert und nach einer ausgiebigen Dusche haben wir dann den Markt im Süden der Stadt gesucht. Nach einem ziemlich langen Spaziergang hatten wir den Markt dann auch gefunden (gut, zwischendurch gab es noch eine Einkehr in einer Suppenküche, in der wir auch noch ein wirklich wohl verdientes Bier bekommen haben, neben einer sehr leckeren Suppe mit Kräutern, Nudeln und Rindfleisch) .
Auf dem Markt war es irre voll, so dass man nur geschoben wurde. An normales Schlendern und Gucken war nicht zu denken. Diese Märkte sind ja so etwas wie Volkssport hier. "Was machen wir heute, Schatz? Ach lass uns mal zum Markt gehen...zu welchem der 17? Och, mal schauen, wir lassen uns treiben (bzw. schieben)."
Wir haben im ersten Silberladen bei einer alten sehr eleganten Dame, einen Armreif für Andreas und ein Armband für mich gekauft. Die alte Dame hat bei unseren Preisvorstellungen die ganze Zeit gekichert und wir haben wild auf einem Taschenrechner Zahlen ausgetauscht. Verstanden hat sie kein Wort! Wir konnten uns dann aber im Endeffekt auf einen Preis einigen, der wieder mit einem Kichern abgesegnet wurde.
Wir waren heilfroh, als wir aus dem Durcheinander wieder raus waren, haben uns ein TukTuk zurück gegönnt und haben dann in der Ruhe des Hotels (wenn man von dem Feuerwerk nebenan mal absieht) noch ein Chang zum Ausklang des Tages getrunken. Am nächsten Morgen um 7 Uhr sollte es ja losgehen zu den Elefanten!